top of page

Wie wird man klassische Musiker:in? – Teil 2

Aktualisiert: 6. Juli

Teil 2: Bewerbung zum Musikstudium

Geht man in die Oper und sieht die Sänger:innen auf der Bühne oder die Musiker:innen im Orchestergraben, denkt man sich vielleicht: »Das möchte ich auch können!« (Oder das etwas weniger schmeichelhafte »Das kann doch nicht so schwer sein!«) Doch wie schwer ist es eigentlich, klassische Musiker:in zu werden? Dieser Frage möchten wir in diesen Beiträgen nachgehen. Im zweiten Teil unserer Reihe geht es um die Frage, wie man sich an einer Musikhochschule bewirbt.

 

Teil 1: Musikunterricht in der Kindheit

Teil 2: Bewerbung zum Studium

Teil 3: Verschiedene Studiengänge

Teil 4: Berufsalltag als Orchestermusiker:in

Teil 5: Berufsalltag als Opernsänger:in

Teil 6: Berufsalltag als Musikpädagog:in

Teil 7: Berufsalltag der freien Musiker:innen

Teil 8: Sichtbarkeit und öffentliche Wahrnehmung der klassischen Musik

 

Musik studiert man nicht an einer Universität, sondern an speziellen Musikhochschulen. (Als Ausnahme seien die Lehramtsstudiengänge genannt, die in manchen Städten (auch) an Universitäten studiert werden können. Es gibt auch Musikhochschulen, die mit Universitäten kooperieren.) Da eine Musikhochschule – wie der Name schon sagt – eine Hochschule ist, braucht man grundsätzlich die allgemeine Hochschulreife (Abitur), um dort studieren zu können. Auch hier gibt es wieder Ausnahmen: Wer eine fundierte musikalische und spieltechnische Vorbildung nachweisen kann, kann auch ohne Abitur Musik studieren. In der Tat wird von dieser Ausnahmeregelung relativ häufig Gebrauch gemacht. In der Praxis läuft dies folgendermaßen ab: In der Aufnahmeprüfung wird eine Punktzahl für jede Bewerber:in vergeben. Um die Prüfung zu bestehen, wird eine gewisse Punktzahl benötigt. Diese liegt bei Bewerber:innen ohne Abitur höher als bei denen mit Abitur.

In der Aufnahmeprüfung werden je nach Studiengang die Fähigkeiten auf dem Hauptinstrument bzw. im Gesang geprüft. Außerdem muss jede:r etwas Klavier spielen können und Grundkenntnisse in musiktheoretischen Fächern beweisen. Die Note des Schulabschlusses spielt bei einem Musikstudium keine Rolle. Jede Musikhochschule führt ihre eigenen Aufnahmeprüfungen durch, das heißt, eine bestandene Prüfung an einer Hochschule führt nicht automatisch zu einer generellen Zulassung. Es ist daher üblich, sich parallel an mehreren Hochschulen zu bewerben. Dazu muss man dann natürlich (je nachdem mit seinem / ihrem Instrument im Gepäck) in jede Stadt fahren, in der die Prüfung stattfindet. Seit der Corona-Pandemie ist es an vielen Hochschulen allerdings möglich, sich online oder mit einem Video zu bewerben. Das Niveau der Aufnahmeprüfung für ein künstlerisches Hauptfach ist sehr hoch. Bei Instrumenten mit hoher Nachfrage wie Klavier, Geige oder Querflöte gibt es deutlich mehr Bewerber:innen als Studienplätze. Eine ›spontane‹ oder unvorbereitete Bewerbung wird wahrscheinlich keinen Erfolg haben. Die meisten Hochschulen geben recht genau vor, welche Werke in der Aufnahmeprüfung vorzutragen sind, und das sind keine »Anfängerstücke«! Aus Laiensicht könnte sich bei so manchen Bewerber:innen die Frage stellen, wozu diese überhaupt noch studieren müssen ;-) . Schon bei der Bewerbung muss man sich überlegen, in welche Richtung das Studium gehen soll. Man kann zum Beispiel Schulmusik studieren oder ein Studium mit künstlerisch-pädagogischem Schwerpunkt wählen. Oder man spezialisiert sich auf Musiktheorie, Musikwissenschaft, Dirigieren, Komposition oder eine der vielen weiteren Möglichkeiten. Ein paar dieser Studiengänge werden wir im nächsten Beitrag vorstellen!

 

Über diesen Artikel diskutieren auf Facebook

 

Über den Autor

Daniel Mattelé ist freier Musiker aus Köln. Er studierte Musik mit dem Hauptfach Harfe in Detmold, Weimar und München. Dort erwarb er 2011 ein künstlerisches Diplom. In den letzten Jahren arbeitete er als freier Orchestermusiker und Kammermusiker, vor allem mit seiner Partnerin Laura Oetzel als Harfenduo. Um der Transparenz genüge zu tun soll nicht unerwähnt bleiben, dass Laura und er auch privat ein Paar sind. Auf ihrem Blog www.dasharfenduo.de engagieren sie sich unter anderem gegen Machtmissbrauch und sexuelle Gewalt in der Musikszene und setzen sich für bessere Arbeitsbedingungen für Musiker:innen ein.


Daniel ist Mitglied bei der DOV (Deutsche Orchestervereinigung), dem VDH (Verband der Harfenisten in Deutschland) und PRO MUSIK. Bei letztgenanntem ist er Mitglied der Redaktionsleitung des PRO MUSIK Magazins.


64 Ansichten

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page