Meister, Guru – und Täter?

Aktualisiert: 2. März 2023

Zwischen Lehrverständnis und Übergriff

In allen Lernsituationen und in allen Lehrverhältnissen gibt es Hierarchien. Diese können didaktisch begründet, aber auch institutionell oder durch Persönlichkeitsstrukturen bedingt sein oder aus dem Lehrgegenstand selbst hervorgehen. Beim Nachdenken über Machtmissbrauch und Übergriffe lohnt es, auch einen Blick auf diese Urbedingungen von Lehre und Lernen zu werfen. Ursächliche und notwendige Zusammenhänge zwischen bestimmten didaktischen Konstellationen und Machtmissbrauch gibt es nicht. Aber die gelebten Lehr- und Lernverständnisse können jeweils bestimmte Formen von Übergriffen begünstigen.

Voraussetzungen: Die ›didaktische Haltung‹

Wenn es um Lehre an einer Hochschule oder Universität und ihre Grundbedingungen geht, wird an hervorgehobener Stelle nahezu immer die Fähigkeit der Lehrenden zur Reflexion des eigenen Handelns angemahnt. »Hochschuldidaktik beginnt beim Verhalten der Hochschullehrkräfte zu sich selbst: bei ihren Erfahrungen und bei ihrer Fähigkeit und Bereitschaft zur Reflexion des eigenen Tuns, Denkens, Fühlen; bei ihrer Beziehung zu Sachen und Menschen; und führt weiter zu der Bereitschaft, die ständige Selbstvergewisserung transparent zu machen.«[1] Im Leitbild der HfMDK Frankfurt klingt dies an zwei Stellen an: »Wir streben nach Verbesserung auf Basis kontinuierlicher Reflexion« und: »Wir reflektieren unser künstlerisches, pädagogisches und wissenschaftliches Handeln auf Grundlage der Sicherung, Pflege und Neudeutung des kulturellen Erbes«.[2]

Die genannte Forderung nach einer »didaktischen Haltung«[3] bezieht sich auf alle Ebenen der Lehre. In diesem Versuch soll der Blick auf die Basisaspekte eines Lehr- und Lernverständnisses gerichtet werden: auf das Hierarchiegefälle, die Verteilung von Verantwortung zwischen Lehrenden und Studierenden im Lehr- und Lernprozess sowie den Grad der Teilhabe an diesem; schließlich auf die Frage einer Führung von Studierenden und ihren Lernprozessen: Ob dies, wie es Ulrich Mahlert nennt, etwa gemäß einer instruktivistischen Methode bzw. einem direktiven Unterrichtsstil im Sinne einer Erzeugungsdidaktik geschieht oder nach einer konstruktivistischen Methode, einem nicht-direktiven Unterrichtsstil, gemäß einer Ermöglichungsdidaktik.[4]

In einem zweiten Schritt sollen verschiedene Modelle der pädagogischen Führung daraufhin befragt werden, ob sie mehr als andere anfällig sind für einen Missbrauch seelischer oder körperlicher Art. Anders gesagt: Gibt es einen (notwendigen oder augenfälligen) Zusammenhang zwischen Lehrverständnis einerseits und Übergriffen oder Machtmissbrauch jeder Art andererseits?

Hierarchien in der Lehre früher und heute: Hochschuldidaktische Forderungen

Es ist nicht überraschend, dass im hochschuldidaktischen Diskurs verbreitet ein eher dialogisches Verhältnis mit meist flachen Hierarchien zwischen Lehrenden und Lernenden im Sinne einer konstruktivistischen Methode postuliert wird. Die Anleitung zum eigenverantwortlichen Lernen, die Anpassung eigener Methoden an individuelle Lern- und Studienziele der Studierenden und die Interaktion stehen dabei im Mittelpunkt der Überlegungen. Die Schweizer Vordenkerin Brigitta Pfäffli nennt unter den Kriterien für Qualität in der Lehre unter anderen folgende: »Dozierende …

  • verstehen Lernen als individuellen Prozess, ermöglichen deshalb verschiedene Zugänge zu den Lerninhalten und berücksichtigen so die Heterogenität der Studierenden,
  • setzen verschiedene Methoden und Hilfsmittel […] in Abhängigkeit von den Inhalten, Zielen und Ressourcen flexibel, situations- und niveaugerecht ein,
  • involvieren die Studierenden durch authentische und interaktive Lernumgebungen in verstehende und problemlösende Lernprozesse,
  • variieren ihre Rolle entsprechend der Lerngestaltung
  • konkretisieren Lernsituationen, in denen die Studierenden […] eigene Ziele setzen und eigene Lernwege bestimmen,
  • übernehmen Mitverantwortung für den Lernprozess der Studierenden,
  • thematisieren den Aspekt der Eigenverantwortlichkeit für den Lernprozess.«[5]

Überlegungen dieser Art richten sich nicht nur gegen Lehrformen wie traditionell verstandene Vorlesungen, in denen nur eine Person spricht und in denen Lehre in erster Linie als Wissens-, Erkenntnis- oder Methodentransfer angesehen wird. Indem das Lernen in den Mittelpunkt gestellt wird (häufig auch unter dem Schlagwort »The shift from teaching to learning«), wird für alle Lehrformen bis hin zum künstlerischen Einzelunterricht ein auf Dialog und Kollegialität basierendes Verständnis des Lehr- und Lernverhältnisses begründet. Dieses will nicht nur dem Umstand Rechnung tragen, dass man es in der Lehre mit einer großen Heterogenität und Vielfalt an Persönlichkeiten und ihren je eigenen Fähigkeiten, Zielen, Denkweisen, ihren Vorlieben und ihren kulturellen, sozialen oder individuellen Prägungen zu tun hat. Sondern es schließt auch den Gedanken ein, dass die Vermittlung verschiedener künstlerischer oder künstlerisch-wissenschaftlicher Gegenstände jeweils unterschiedliche Methoden, unterschiedliche Arten der Aneignung und des Entdeckens aus sich selbst heraus geradezu fordern:

Mag es noch legitim sein, eine bloße Information (etwa einer nicht umstrittenen historischen Tatsache) auch einmal ex cathedra zu verkünden, so wäre es beispielsweise abwegig, die Entwicklung kreativer oder improvisatorischer Elemente und Prozesse (selbst solcher im Kontext historischer Praxis) oder von interpretatorischen Freiheiten ausschließlich durch Vortrag und Anweisung anzulegen.

Zudem hat sich weithin die Ansicht durchgesetzt, dass selbst vermeintlich objektivierbare Schulen – zum Beispiel Fragen der Haltung, der musikalischen Technik, der Atemführung – auf individuelle Besonderheiten wie physiognomische oder psychologische Dispositionen eingehen müssen, wollen sie nicht nur punktuell erfolgreich sein.

Der Berliner Musikpädagoge Christoph Richter begründet seine Forderung nach einem auf Dialog und Kollegialität basierenden Lehrverständnis auch künstlerisch. Ebenso wie ein künstlerischer Entdeckungs- und Erkenntnisprozess prinzipiell nie abgeschlossen ist, ist auch ein Prozess der Aneignung in der Lehre ein suchender, offener, abwägender, kritischer und dialogischer: »Seit einiger Zeit ist das Prinzip des Dialogs und des Gesprächs zu einer wichtigen Weise des Erkennens, des Denkens, des Handelns und des Umgangs zwischen Menschen geworden. Unter Dialog ist die abwägende, die sich hin und her wendende Auseinandersetzung über etwas […] zu verstehen – als Dialog zwischen Menschen, zwischen Menschen und Sachen oder auch im inneren Dialog mit sich selbst, auf der Suche nach guten Lösungen. Der Dialog lebt vom Austausch des Wissens, von Erfahrungen und Vorstellungen, vom Austausch der individuellen Eigenart und der Ideen der Partner. Zum Wesen der dialogischen Auseinandersetzung gehören ihre Unabschließbarkeit, Vorläufigkeit und Veränderlichkeit. Dialogisches Verhalten setzt Unsicherheit, Zuhören-Können und Neugier voraus, vor allem auch die Einsicht, nicht am Ziel, sondern auf dem Weg zu sein.«[6]

In diesem dialogischen Verhalten, das sowohl das Verständnis von Lehre als auch deren Klima und Umgangsformen prägt, sieht Richter eine Grundvoraussetzung für eine zeitgemäße ›Meisterlehre‹: Diesen Begriff versucht er gleichzeitig neu zu fassen und zu retten. Dem dialogischen Modell stellt er ein traditionelles und unreflektiertes Verständnis von ›Meisterlehre‹ gegenüber: »Festgelegtsein auf Handlungs- und Denkweisen, das […] Beharren auf fertigen und angeblich bewährten Lösungen und Methoden, das Einfordern von Gefolgschaft – und auf der anderen Seite das unkritische Übernehmen und Nachmachen.«[7]

Meisterbegriffe

In eben dieser Imitation und Gefolgschaft liegen allerdings die historischen Wurzeln der instrumentalen Ausbildung in Europa: In den Stadtpfeifereien gab es Meister, Gesellen und Lehrlinge; erstere waren nicht nur für die Ausbildung der Lehrlinge (die nicht selten bei ihnen im Haushalt lebten) zuständig, sondern auch für die Durchführung und Organisation von Funktionsmusiken bei Festen, Beerdigungen und anderen öffentlichen Anlässen. Bei diesen Anlässen durften Lehrlinge im Sinne eines learning by doing[8] das Gelernte gleich anwenden: »Lernen durch Nachmachen, Abgucken, Mitmachen, durch praktische Musiziervorbereitung und durch Lernen im Ernstfall.«[9] Die Ausbildung muss man sich sehr hierarchisch vorstellen: Die Weitergabe von Lehrgeheimnissen außerhalb der Zunft war vielerorts unter Strafe gestellt, und analog zu der Ausbildung in Handwerksbetrieben durchlief man die Stationen ›Aufdingen‹ und die eigentliche ›Lehre‹, bevor man schließlich ›freigesprochen‹ wurde.[10] Der Meister war der eigentliche und einzige Bezugspunkt: Ihm eiferte man in allen Fragen der Spiel- und Übetechnik, im musikalischen Geschmack, im Musikverständnis, aber auch in Fragen der Sittlichkeit oder der Lebensführung und Lebensplanung nach.

Ohne die Entwicklung im Einzelnen nachzeichnen zu wollen, soll kurz die Sprache auf einen veränderten ›Meister‹-Begriff insbesondere im 19. Jahrhundert kommen, der von einem neuen Selbstbewusstsein des ›autonomen‹ Künstlers, von idealistischer Kunstphilosophie und einem aufkommenden Genie- und Virtuosenkult gespeist ist. Zu den Meistern pilgerte man wie zu Heiligen – Ulrich Mahlert formuliert: »Im Wort ›Meister‹ schwingt eine sakrale Bedeutung mit. Meister ›erleuchten‹ ihre Schüler. Diese werden seine ›Jünger‹, die ihren Meister (archetypisch eine männliche Person) über alles verehren, ihm ›nachfolgen‹ und seine Lehre tradieren.«[11]

Auch heute noch legitimieren sich Lehrende über die Ahnenreihe ihrer Lehrer oder Lehrerinnen, die beispielsweise im Falle von Pianistinnen und Pianisten nicht selten über Artur Schnabel und Leschetitzky zu Liszt und Czerny führt und schließlich bei Beethoven endet.[12] Viele so genannte Schulen basieren bis heute auf einer traditionellen ›Meisterlehre‹, und in den meisten Fällen gründet sich die Verehrung der nachfolgenden Generationen auf Faktoren wie handwerkliche Vollendung, musikalische und ästhetische Weisheit, künstlerische Vision und persönliche Ausstrahlung des Meisters. »Das prägendste Moment in der Ausbildung eines Musikers oder einer Musikerin scheint auch noch am Beginn des 21. Jahrhunderts die Begegnung und die künstlerisch-fachliche Unterweisung durch einen Meister seines Fachs zu sein.«[13]

Die Nachahmung und das Nacheifern sind in der ›Meisterlehre‹ die dominierenden Lernprinzipien; entsprechend sind Lehrende in allererster Linie Vorbild und beispielgebende Autoritäten, deren so genannte Methode übernommen wird. In manchen Fällen gehören Befehle, Anordnungen oder das Aufzwingen von Inhalten, Techniken und Ansichten zu den Elementen der Lehre. Neben einer Legitimierung über Traditionslinien wird dabei meist auch der eigene Erfolg des maestro als schlagendes Argument benutzt: »Ich kann es – und weiß, wie es geht.«

Eine didaktische Bewertung der Prinzipien der ›Meisterlehre‹ aus heutiger Sicht ist in der Vergangenheit an verschiedenen Stellen versucht worden. Um eine solche geht es hier nicht (nur soviel sei erwähnt: Das Prinzip der temporären oder partiellen Nachahmung wird als Werkzeug auch in Lehrverständnissen eingesetzt, die prinzipiell im scharfen Gegensatz zu einer Meisterlehre im oben beschriebenen Sinne stehen). Es geht auch nicht um die unbestreitbaren, großen Erfolge, die traditionellen Meisterlehren zugeschrieben werden können. Im Folgenden soll einzig der Aspekt der Hierarchie in Meister-Schüler-Verhältnissen betrachtet werden, insbesondere auch Phänomene wie Abhängigkeiten und Gehorsam.

Charisma, Faszination, Abhängigkeit: der ›geistige Führer‹ Stefan George

Ein besonders facettenreiches Bild auf ein Spannungsfeld zwischen künstlerisch-intellektueller Vision, systematischer und gewollter Abhängigkeit, Elementen von krassem Missbrauch auf der einen Seite, sowie Faszination, blinder Gefolgschaft und mehreren menschlichen Tragödien auf der anderen Seite bietet sich beim Blick auf den Dichter Stefan George (1868–1933) und seinen Kreis.

Es lohnt, an dieser Stelle etwas weiter auszuholen. An George lässt sich vieles studieren, das in Einzelaspekten auch in musikalischen Ausbildungskontexten auf verschiedensten Niveauebenen gegenwärtig ist. Das System George ist gut erforscht, und da es sich bei ihm nicht um einen Heiligen des Musiklebens handelt, lösen die Beschreibungen beim Lesen idealerweise nicht sofortige Abwehrreflexe aus.

George, ein mitunter mythisch verehrter und auch zu Lebzeiten äußerst einflussreicher Dichter, scharte seit der Jahrhundertwende eine Gruppe von zunehmend systematisch rekrutierten jungen Männern (in vielen Fällen nach damaligem – und in manchen Fällen nach heutigem – Gesetz minderjährig) um sich. Sein Kreis lässt sich ebenso als geistige Elitevereinigung, Sekte, Männerbund, als ›Staat‹ oder als ordensartiges soziales Konstrukt begreifen. Georges Zeitgenosse, der Soziologe Max Weber, sprach von einer »von künstlerischen Weltgefühlen getragenen Sekte« und prägte mit Verweis auf den George-Kreis den Begriff »charismatischer Herrschaftsverband«.[14] Als George die kultische Verehrung des frühverstorbenen Kreismitglieds Maximin und dessen Stilisierung zum Heiligen etablierte, handelte er sich den Vorwurf ein, nicht nur als Prophet, sondern auch als Religionsstifter zu wirken. Friedrich Gundolf, zentrale Figur des Kreises bis zu seiner Verstoßung, widersprach allerdings Vorwürfen, es handele sich hierbei um eine Sekte oder einen Geheimbund: Der Kreis sei »eine kleine Anzahl Einzelner mit bestimmter Haltung und Gesinnung, vereinigt durch die unwillkürliche Verehrung eines großen Menschen, und bestrebt, der Idee, die er ihnen verkörpert (nicht diktiert), schlicht, sachlich und ernsthaft durch ihr Alltagsleben oder durch ihre öffentliche Leistung zu dienen.«[15]

Am Beginn des Kontakts eines späteren Kreismitglieds zu George stand jeweils eine ›ästhetische Erfahrung‹. Im Keim enthielt sie schon das gleichsam religiöse Verhältnis zwischen Meister und Jünger, das durch die imitierenden Techniken im Kreisleben später gefestigt und tradiert wurde. Die ästhetische Erfahrung mit Georges Lyrik diente als eine Art Erweckung zur Nachfolge.[16] Der siebzehnjährige Hugo von Hofmannsthal war einer der ersten, um die George warb. Wenige Tage nach der ersten Begegnung formulierte der junge Dichter eindrucksvoll und beklemmend die Atmosphäre von charismatischer Anziehung, Verführung und Angst in seinem berühmt gewordenen Gedicht Der Prophet, ein Dokument der künstlerischen Verarbeitung einer existenziellen Extremsituation:

In einer Halle hat er mich empfangen, Die rätselhaft mich ängstet mit Gewalt, Von süßen Düften widerlich durchwallt; Da hängen fremde Vögel, bunte Schlangen. Das Tor fällt zu, des Lebens Laut verhallt, Der Seele Atmen hemmt ein dunkles Bangen, Ein Zaubertrunk hält jeden Sinn befangen Und alles flüchtet hilflos, ohne Halt.

Er aber ist nicht wie er immer war, Sein Auge bannt und fremd ist Stirn und Haar. Von seinen Worten, den unscheinbar leisen, Geht eine Herrschaft aus und ein Verführen Er macht die leere Luft beengend kreisen Und er kann töten, ohne zu berühren.[17]

Max Weber definierte Charisma als »magisch bedingte Qualität, um derentwillen eine Persönlichkeit als ›Führer‹ anerkannt wird«[18] und machte sie zum Ausgangspunkt einer neuen Herrschaftssoziologie. Charismatische Erziehung hat zum Ziel, »Auserwählte wiederum charismatisch zu befähigen«. Dies setze die »Isolierung von der gewohnten Umgebung voraus« und »Eintritt in eine besondere Lebensgemeinschaft, Umgestaltung der gesamten Lebensführung […], endlich feierliche Rezeption der Erprobten in den Kreis der bewährten Träger des Charisma.«[19] Webers Beschreibung, die teilweise unter Verweis auf die Strukturen des George-Kreises entwickelt worden ist, lässt sich durchaus in vielen Punkten auf künstlerische Ausbildungszusammenhänge anwenden.

Gerade weil der George-Kreis keinen institutionellen Regeln und institutionell vorgegebenen Machtverhältnissen unterworfen war, kann man an ihm so gut studieren, welches Machtpotential in geistig-künstlerischer ›Führerschaft‹, in prophetisch angehauchten Meisterfiguren liegt: Wie leicht auf einer nicht rationalen Ebene Heilsversprechen verfangen, Abhängigkeiten geschaffen werden und schließlich fatale Formen von Erniedrigung, Missbrauch und Ausschluss erwachsen können. Das maßvolle Schüren von Rivalitäten, ein Spiel mit Begünstigungen und Rangfolgen, schließlich Degradierungen und Verstoßungen sind dabei Mittel zur Sicherung des Bundes und der meisterlichen Herrschaft. Ein Ausscheiden aus dem Kreis war nicht vorgesehen. Wenn ein Mitglied sich für eine akademische Laufbahn oder eine Familiengründung entschied, konnte es zu heftigen Konflikten und zum Bruch kommen, den mehrere junge Männer nicht verkrafteten. George behandelte Abtrünnige als Verräter und sprach vom »kranken Blut«[20]; es kam zu Selbstmorden, beispielsweise als ein Mitglied zwischen der Freundschaft zu einem ›Verräter‹ und der Loyalität zu den Idealen des Georgeschen Bundes aufgerieben wurde und damit nicht mehr fertig wurde. Im George-Kreis wurde die ›Überwindung des Sexus‹ als übergeordnetes Ziel ausgegeben: »Die Liebe zu den schönen Knaben musste über alle Begierden des Fleisches erhaben sein«[21] – der Begriff des ›pädagogischen Eros‹ kursierte. Offenbar kam es in einer häufig »erotisch aufgeheizten Stimmung« dennoch auch zu sexuellen Kontakten zwischen George und Mitgliedern des Kreises. Ein (abtrünniger) Schüler erklärte dies auch im Nachhinein noch damit, dass George das »Urbild Meister-Schüler-Beziehung im 20. Jahrhundert neu etabliert hat, inklusive sexuellen Handlungen.«[22] Der George-Biograph Thomas Karlauf spricht vom »ungeheuerliche(n) Versuch, die Päderastie mit Hilfe pädagogischen Eifers zur höchsten geistigen Daseinsform zu erklären.«[23] Die Vorwürfe sind im Zusammenhang mit den Missbrauchsfällen an reformpädagogischen Schulen erneut in den Fokus geraten.

Aus dem Blickwinkel unserer Fragestellung ergibt sich das verstörende Bild eines von Sendungsbewusstsein getriebenen Charismatikers, der – ausgehend von seinem Selbstverständnis als ›großer Dichter‹ und Visionär – eine geistige Führerrolle ergriff, über die er begabte Jugendliche, auch mit Heilsversprechen und unter Verletzung zahlreicher Grenzen, an sich band – mit teilweise katastrophalen Folgen für die Betroffenen.

Lehrverständnis und Machtmissbrauch

Auf die Verantwortung, die Lehrende mit dem Unterricht übernehmen, hat schon 1735 der Musiktheoretiker Johann Mattheson hingewiesen: »Hiernächst ist auch darauf zu achten, dass man zum Lehr=Meister einen bescheidenen, sittsamen Menschen wehle, der keine öffentliche, große Laster an sich habe; kein aufgeblasener Fantast; kein Liebhaber falscher Griffe bey jungem Frauenzimmer; kein schmutziger Sau=Nickel; kein Trunckenbold oder Bruder=liederlich sey: denn, wenn er auch sonst alle Künste besäße, und hätte diese oder andere Unarten an sich, so würde der Untergebene an guten Sitten weit mehr dabey verliehren, als im Spielen gewinnen.«[24]

Berichte von sexuellen Übergriffen im Musikunterricht und über deren seelische Folgen gibt es zahlreich und konstant über die Jahrhunderte hinweg.[25] Im Zuge der MeToo-Debatte haben viele Opfer den Mut gefunden, von ihren Fällen zu erzählen, und in diesem Zusammenhang sind auch vermehrt Berichte an die Öffentlichkeit gelangt. Bei den Übergriffen geht es um verschiedenste Formen wie verbale, sexuell konnotierte Belästigungen, unerwünschte Berührungen bis hin zu sexueller Nötigung und versuchter oder tatsächlicher Vergewaltigung.

Betrachtet man die Kontexte, insbesondere Machtstrukturen und Aspekte des Lehrverständnisses, in denen derartige Taten stattfinden, lässt sich zunächst konstatieren, dass es Übergriffe in nahezu allen Macht- und Lehrkonstellationen zu geben scheint. Es lassen sich aber wiederkehrende Muster erkennen, die im Folgenden beschrieben werden sollen. Dabei gilt: Taten bleiben Taten – mit der Analyse von Mustern und Kontexten werden diese nicht erklärt und sicherlich nicht entschuldigt. Der folgende Versuch einer beispielhaften Typologie kann möglicherweise für problematische Zusammenhänge sensibilisieren.

I. Der ›Heilsbringer‹[26]

In vielen Berichten in der Literatur wird beschrieben, dass manche junge Studierende – nach Meinung der Lehrenden – (noch) eine gewisse Scheu haben, sich in der Kunst und mit der Kunst extrovertiert und emotional zu äußern, sei es im Unterricht oder auf der Bühne. Die Studiensituation macht sie eventuell unsicher, Verehrung und Machtgefälle mögen eine Rolle spielen, ebenso die neue und manchmal sehr fremde Umgebung. Manche sind vielleicht schlicht so erzogen worden, dass sie dem ›Meister‹ demütig entgegenzutreten haben. Der ›Meister‹ diagnostiziert das und beschreibt die Schüchternheit als großes Defizit, als Problem, das nur er zu lösen in der Lage sei – unter der Voraussetzung, dass man sich ihm ganz anvertraue. Das Handlungsmuster wird oft auch in Verbindung mit der Feststellung von körperlichen oder bewegungstechnischen Blockaden beschrieben.

Dieses Prinzip ist vergleichbar mit dem, das auch Stefan George pflegte: Der ›Meister‹ konstatiert, dass der Schüler oder die Schülerin unabdingbar eine bestimmte Entwicklung zu durchschreiten habe, wenn er oder sie etwa zu Wahrheit, Erkenntnis, höchster Kunst oder gar Erlösung kommen wolle; auch George war der Meinung, dass »der Weg zur neuen Kunst […] ausschließlich über ihn« führe.[27]

Im Zuge von vermeintlich direkt persönlichkeitsbildenden, als Therapie getarnten Maßnahmen werden dann auch Grenzen verletzt. Besonders häufig wird davon berichtet, dass ein Meister Studierenden aus anderen Kulturkreisen dabei ›helfen‹ wolle, sich von ihrer Erziehung und ihren kulturellen Prägungen zu ›befreien‹. Die Mechanismen einer Machtschöpfung, deren sich die Verantwortlichen bedienen, erinnern in fataler Weise an George, der von seinen Jüngern verlangt hatte, mit dem bisherigen Leben zu brechen. In vielen beschriebenen Fällen übernimmt der so genannte Meister die kulturelle ›Initiation‹ gleich selbst, im extremen Fall gilt die vermeintliche sexuelle Befreiung der Studierenden als Bestandteil davon. Sexuelle Übergriffe werden dann in zynischer Weise getarnt als Lernziel – im Sinne von: Die Studierenden müssen »erfahren, was künstlerische Freiheit wirklich sei« etc. – als würden diese Übergriffe dazu beitragen, Musik in ihrer je eigenen Gedanken- oder Gefühlswelt, in ihrer Atmosphäre und in ihrem biographischen Kontext wirklich näher zu kommen, sie zu verstehen und nachzuvollziehen.

II. Der ›mächtige Kumpel‹

Auf einen ersten Blick könnte man denken, dass es immer dann leichter zu Übergriffen und zur Verletzung der psychischen und physischen Integrität von Studierenden kommt, wenn das Hierarchegefälle im Unterrichtsverhältnis nicht zu groß ist – wenn man sich scheinbar eher auf einer Ebene begegnet. Dann sitzt das Gespräch etwas lockerer, ist die private und letztlich die intime Verabredung ›natürlicher‹. Dem kann entgegengehalten werden, dass auch sehr machtbewusste Personen, die Gefolgschaft und Gehorsam einfordern, unter Umständen eine freundschaftliche und heimelige Atmosphäre schaffen, in der man spricht, sich austauscht und anvertraut. Ähnliches wird aus dem George-Kreis durchaus auch berichtet: Der Meister sei im persönlichen Umgang überraschend ›einfach‹ gewesen, man traf sich im privaten Rahmen, etablierte eine lockere ›Gruppe‹.

Wenn es um Übergriffe geht, findet sich allerdings tatsächlich in einer besonders großen Zahl von Berichten das Muster, dass Lehrende sich nahbar geben, sich mit Studierenden zu Freizeitaktivitäten in Café, Theater, auch im Schwimmbad oder in der Diskothek verabreden und/ oder das verstehende, vertraute Gespräch »von gleich zu gleich« suchen.[28] Die Grenzen zwischen Professionellem und Privatem verschwimmen dann womöglich umso leichter, je geringer auch die sprachliche Distanz ist.

In diesen unklaren Zusammenhängen mag es für manche Studierende zunächst überraschend sein, wie ›normal‹ die bewunderte und berühmte Person ist. Manche lassen sich suggerieren, sie seien über die persönliche Nähe zu der wichtigen Persönlichkeit, die über Karrieren entscheiden kann, schon Teil des Betriebs, in den sie unbedingt eintreten wollen. Das kann von eben diesen ›wichtigen‹ Personen ausgenutzt werden, es können auch spiralartige Entwicklungen entstehen.

In Bezug auf das vermeintlich kollegiale Lehrverständnis bleibt anzumerken, dass das Machtgefälle immer bestehen bleibt, unabhängig von den Umgangsformen und vom Gesprächston: Die mächtige Person – das ist institutionell vorgegeben – hat in der Regel nicht nur einen inhaltlichen Erfahrungsvorsprung und einen höheren sozialen Status, sie hat auch ein weitgehendes ›Deutungsmonopol‹, sie entscheidet am Ende über Noten, über die Aufnahme in höhere Studiengänge, schreibt Empfehlungen, führt in Netzwerke ein, etc. Es hilft, diese Tatsachen transparent zu machen, denn nur so wird klar, dass es letztlich immer die Lehrperson ist, die den ›Ton‹ vorgibt – sie entscheidet, ob man distanziert oder kumpelhaft, persönlich oder professionell, zweideutig oder respektvoll miteinander umgeht.

III. Der ›Fürst‹

Im Zuge der MeToo-Debatte ist ein dritter Typus (vor allem in der Presse) immer wieder beschrieben worden: Der Typus des seiner Macht bewussten Herrschers, der sich gleichsam außerhalb des juristischen Rahmens sieht und der sich jederzeit das Recht herausnimmt, übergriffig zu werden. Er hält sich schon aufgrund seiner Position für unwiderstehlich und versteckt seine Absichten nicht einmal. Die Tatbestände sind meist recht eindeutig: Es geht um Drohungen, Nachstellungen, Nötigungen, Vergewaltigungen.

»Und er kann töten, ohne zu berühren«

Sexuelle Übergriffe sind besonders verabscheuenswürdige Formen des Machtmissbrauchs und der Ausnutzung von Abhängigkeitsverhältnissen. Aber auch Ausprägungen des seelischen Missbrauchs, Erniedrigung, Erzeugung von Hörigkeit, Formen der Erpressung, Anwendung von Zwang und vieles mehr sind vielfach beobachtet und beschrieben worden und nicht hinnehmbar. Sie stehen, das ist meine These, zumindest auch in Zusammenhang mit einem Lehrverständnis. Eine unvollständige und punktuelle Aufzählung mag beschreiben, was gemeint ist:

  • Der oben beschriebene ›Heilsbringer‹ schafft häufig einen Kult um sich herum, über den er schwere Abhängigkeiten provozieren kann, selbst wenn es nicht zu sexuellen Übergriffen kommt. Viele verstehen sich als Guru oder Meister und versehen ihre Lehre mit einer Vorstellung von Exklusivität, die jeden Kontakt der Studierenden zu alternativen, ergänzenden Lehrmeinungen ausschließt. Wer sich bei anderen kompetenten Spezialistinnen oder Spezialisten punktuell weiter ausbilden lassen möchte, wird zum Verräter.
  • Es wird vielfach beschrieben, dass Lehrkräfte sich im Unterricht ungefragt therapeutisch betätigen, auch wenn sie dafür nicht ausgebildet sind. Betrifft diese ›Therapie‹ Aspekte der Körperwahrnehmung, kommt es immer wieder zu Übergriffen, zu zweideutigen und unerwünschten Situationen. Betrifft die ›Therapie‹ hingegen Fragen der Persönlichkeit, etwa das Selbstbewusstsein der Studentin oder des Studenten, entsteht Schaden vielfach nicht nur durch dilettantisches Vorgehen, sondern es kann zum Beispiel ein legitimes Bedürfnis der Studentin oder des Studenten nach professioneller psychologischer Distanz gestört werden: Lehrpersonen mischen sich in Belange ein, die sie nichts angehen, sie nehmen Einfluss in Bereichen, die außerhalb des eigentlichen Unterrichtsfeldes liegen, sie überschreiten ihren Kompetenzbereich und werden so seelisch übergriffig.
  • Lehrende ›vernichten‹ mit einem Feedback, etwa nach einer Prüfung, die Studierenden, ohne dass sie irgendeine Verantwortung dafür übernehmen, wie die Studierenden in der Folge damit umgehen können. An vielen Hochschulen (auch in Einzelfällen an der HfMDK) fehlen bis heute in vielen Studiengängen klare Beschreibungen der so genannten Zielkompetenzen. Für Bewertungen fehlen damit transparente Kriterien, was den Boden bereitet für Willkür, Begünstigungen, Benachteiligungen.
  • Ein ›Sängerpapst‹, der über Karrieren entscheidet, empfiehlt einem jungen aufstrebenden Sänger, er möge doch besser Arzt werden: Diese Geschichte ist berühmt geworden, weil sie in der öffentlichen Wahrnehmung ein ›gutes‹ Ende genommen hat. Der damals junge Sänger ist mittlerweile selbst weltberühmt. Von den unzähligen destruktiven und vermeintlich abschließenden Urteilen über letztlich nicht erfolgreiche Künstlerinnen und Künstler wird in der Regel nicht berichtet. Diese Urteile haben aber, so steht zu vermuten, wesentlich zum Scheitern der Ambitionen und der Hoffnungen beigetragen.
  • Lehrende können auch künstlerisch Gehorsam und Gefolgschaft einfordern – schließlich sitzen sie als Haupt-Begutachtende in der Regel auch in der Abschlussprüfung. Ein unreflektiertes Meister-Denken, dessen Ziel die erfolgreiche Nachahmung des Vorbilds durch die Lernenden ist, stößt hier auf einer sehr einfachen Ebene an klare ethische Grenzen.

In einem solchen Lehrverhältnis ist Widerspruch unter Umständen nicht vorgesehen. Studierende haben keine Möglichkeit, sich zu wehren, wenn sie sich künstlerisch oder persönlich unverstanden, bedrängt oder eingeengt fühlen. Es ist auch schwer vorstellbar, dass in einem solchen Kontext durch Studierende Respekt, wohlwollende Behandlung, Fairness oder auch mehr körperliche Distanz eingefordert werden können.

Gegen die Ausübung von direkter Gewalt und Zwang, die »Knechtschafft der Kunst-Pfeifferey«, ihre »Sclaverey und Prügel=Probe« wandte sich schon Johann Mattheson: »Denn durch den Zwang werden Ingenia niedergeschlagen / der Mensch verliehret seine natürliche Gemüts Freyheit / er wird verdrießlich / träge / faul«.[29] Ulrich Mahlert folgert: »Späte Relikte solcher Gepflogenheiten sind Anschreien, Beschimpfen, Verächtlichmachen, Liebesentzug und anderer Psychoterror – Gruselwerkzeuge einer schwarzen Pädagogik«.[30]

Ausblick: Zeitgemäße Didaktik ohne Abhängigkeiten

Unabhängig davon, wie man ›Meister‹ überhaupt definiert, sind ›Meister‹ natürlich weder üblicherweise noch notwendigerweise Täter. Künstlerische und künstlerisch-pädagogische Exzellenz darf – möglicherweise muss – mit Charisma, mit starken Überzeugungen, mit fachlicher Besessenheit und ästhetischer Leidenschaft ebenso einhergehen wie mit einem verantwortungsvollen Sendungsbewusstsein. Und es gibt erwiesenermaßen Übergriffe in flachen Hierarchien gleichermaßen wie in autoritären Lehrverhältnissen.

Statistiken und tiefergehende Studien zum Zusammenhang zwischen Lehrmodellen und Übergriffen verschiedenster Art fehlen. Die Schlussfolgerung liegt allerdings nahe, dass bestimmte didaktische Konzepte (oder das Fehlen von ebendiesen) eher den Boden für bestimmte Arten des Missbrauchs von Macht und Verantwortung bereiten als andere. So mag an der Stelle eines Fazits ein Plädoyer stehen:

Wenn es im Unterrichtsverständnis die Ebene des erwarteten Gehorsams und der inhaltlichen, seelischen oder persönlichen Abhängigkeit überhaupt nicht gibt, ist ein Übergriff oder eine ungute Entwicklung in diesem Bereich auch weniger wahrscheinlich oder gar nicht zu erwarten. Unreflektierte Schulen- oder Legendenbildungen haben in einer zeitgemäßen Didaktik, die sich auf ein modernes, aufgeklärtes Bildungsverständnis beruft, keinen Platz. Verzichtet man auf umfassende, also nicht-punktuelle Nachahmung, rückt die Lehrperson automatisch ein wenig aus dem Fokus; den freiwerdenden Platz nehmen die Inhalte (Werke, Techniken, Stilistiken) sowie die lernende Person mit ihrer eigenen Suche, ihren eigenen Voraussetzungen, Sichtweisen und Bedürfnissen ein. Versteht man Lehre aber in dieser Weise als kompetente Begleitung eines Lern- und Aneignungsprozesses, ergibt sich fast von selbst ein respektvolles und auf Interesse gegründetes, gleichzeitig gesund-distanziertes Unterrichtsverhältnis, in dem Übergriffe fern liegen. Respekt ist dann kein von außen herangetragenes, der Lehre übergestülptes Prinzip, sondern eine aus den Bedingungen selbst erwachsende Selbstverständlichkeit.

Ergänzend lohnt ein weiterer Blick ins Leitbild der Frankfurter Hochschule, in dem es heißt: »Wir begegnen einander mit Wertschätzung, in wechselseitiger Anerkennung der Kompetenzen und schaffen eine Atmosphäre, in der Authentizität und Kreativität gedeihen können.«[31] Es ist unsere Aufgabe, dieses Leitbild mit Leben zu füllen.

[1] Christoph Richter, »Meister-Unterricht. Prinzipien der Meisterlehre früher und heute«, in: üben & musizieren 03/2012, S. 6–11, hier: S. 9.
[2] Leitbild der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main, Frankfurt am Main 2014.
[3] Richter, »Meister-Unterricht«, S. 9.
[4] Ulrich Mahlert, Wege zum Musizieren, Mainz 2011, S. 35ff.
[5] Brigitta K. Pfäffli, Lehren an Hochschulen. Eine Hochschuldidaktik für den Aufbau von Wissen und Kompetenzen, 2. Auflage, Bern 2015, S. 46.
[6] Richter, »Meister-Unterricht«, S. 10.
[7] Ebd.
[8] Vgl. hierzu Magdalena Bork, »Jenseits von ›gut‹ und ›böse‹. Meisterlehre im 21. Jahrhundert – Erkenntnisse aus einer Wiener AbsolventInnen-Studie«, in: üben & musizieren 03/2012, S. 12–16, hier: S. 12.
[9] Richter, »Meister-Unterricht«, S. 7.
[10] Vgl. hierzu Michael Roske, »Umrisse einer Sozialgeschichte der Instrumentalpädagogik«, in: Handbuch der Musikpädagogik, hrsg. von Christoph Richter, Bd. 2, Kassel et al. 1993, S. 158–196.
[11] Ulrich Mahlert, Editorial in: üben & musizieren 03/2012, S. 1.
[12] Das Beispiel stammt aus: Henry Kinsbury, Music. Talent and Performance: A Conservatory Cultural System, Philadelphia 2001, S. 46; hier zit. nach Raymond Ammann, »Exzellenzkriterien für die ›Meister-Schüler‹-Beziehung im Musikunterricht«, Forschungsbericht der Hochschule Luzern 2013, S. 17f.
[13] Bork: »Jenseits von ›gut‹ und ›böse‹«, S. 12.
[14] Vgl. hierzu Thomas Karlauf, Stefan George. Die Entdeckung des Charisma, 2. Auflage, München 2019, S. 410–418.
[15] Friedrich Gundolf: George, Berlin 1920, S. 31, zit. nach Karlauf, Stefan George, S. 410.
[16] Vgl. hierzu Gunilla Eschenbach, Imitation im George-Kreis, Berlin 2011, S. 12f.
[17] Hugo von Hofmannsthal, Gesammelte Werke. Gedichte und lyrische Dramen, Frankfurt am Main 1970, S. 502.
[18] Karlauf, Stefan George, S. 412 und 416.
[19] Ebd., S. 417.
[20] Thomas Karlauf, »Päderastie aus dem Geist Stefan Georges?« Interview mit Julia Encke, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.04.2010.
[21] Karlauf, Stefan George, S. 388.
[22] Karlauf, »Päderastie«, a. a. O.
[23] Karlauf, Stefan George, S. 394.
[24] Johann Mattheson, Kleine General=Baß=Schule, Hamburg 1735, S. 60.
[25] Vgl. hierzu insbesondere: Freia Hoffmann (hrsg.), Panische Gefühle. Sexuelle Übergriffe im Instrumentalunterricht, Mainz 2006; sowie Matthias Bartsch, Martin Knobbe und Jan-Philipp Möller, »Gefährliche Nähe«, in: Der Spiegel, 27.04.2019.
[26] Der Autor verzichtet hier auf eine gender-neutrale Bezeichnung. Damit soll nicht angedeutet werden, dass ein ähnliches Verhalten nicht auch gelegentlich bei nicht-männlichen Personen beobachtet werden konnte oder kann.
[27] Vgl. Karlauf, Stefan George, S. 17.
[28] Solche Aktivitäten können selbstverständlich auch tatsächlich einvernehmlich stattfinden, so wie es auch zu einvernehmlichen Liebesverhältnissen zwischen erwachsenen Menschen aus dem Lehrkontext heraus kommen kann.
[29] Zit. nach Ulrich Mahlert: »Mächte und Ohnmächte. Musizierunterricht als Machtgefüge«, in: üben & musizieren 01/2021, S. 6–10, hier: S. 8.
[30] Ebd.
[31] Vgl. Leitbild der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main, a. a. O.

Dieser Artikel erschien erstmals in einer internen Antidiskriminierungsbroschüre der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt: Begegnung. Nähe. Grenzen. Ein Handbuch für den Hochschulalltag, Frankfurt am Main 2022, S. 20–29. Vielen Dank für die Genehmigung! Eine Zweitveröffentlichung erschien am 11.02.2022 im Bad Blog of Musick der neuen musikzeitung.

Autor*in

  • Florian Hölscher

    Der Pianist Florian Hölscher studierte bei Robert Levin, Michel Béroff und Pierre-Laurent Aimard in Freiburg, Paris und Köln. Sein Repertoire umfasst Solo- und Kammermusikwerke aus dem 17. bis 21. Jahrhundert. Seit vielen Jahren widmet er sich mit Leidenschaft der Uraufführung neuer Werke. Dabei verbindet ihn eine intensive Zusammenarbeit besonders mit Marco Stroppa und Alberto Posadas, deren abendfüllende Solozyklen er jeweils für CD einspielte. Weitere Aufnahmen liegen etwa mit Solo- und Duowerken von Jonathan Harvey (ausgezeichnet mit dem Diapason d’or), mit Solowerken von Salvatore Sciarrino oder Werken von Schumann und E. T. A. Hoffmann vor. Als Solist arbeitete er mit Dirigenten wie Peter Eötvös, Christopher Hogwood, David Zinman, François--Xavier Roth und Kent Nagano sowie mit den SWR Radio-Sinfonieorchestern Stuttgart und Baden-Baden/Freiburg, dem Tonhalle-Orchester Zürich, dem Netherlands Symphony Orchestra, dem Orchester der Staatsoper Stuttgart und dem Luzerner Sinfonieorchester. Mit Soloprogrammen war er Gast bei Festivals wie Présences (Radio France, Paris), ECLAT Stuttgart, im IRCAM Paris, beim Bartók-Festival Szombathely, bei den Salzburger Festspielen, beim Heidelberger Frühling, beim Lucerne Festival, im Théâtre du Châtelet Paris, bei Wien Modern und in der Philharmonie Luxemburg. Er ist Gründungsmitglied des Ensemble Ascolta, mit dem er international konzertiert und ein Repertoire von über 300 Werken aufgebaut hat. Florian Hölscher lehrte seit 2008 als Professor für Klavier- und Kammermusik an der Hochschule Luzern. 2018 wurde er auf eine Professur für Klavier an die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt berufen.

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Florian Hölscher

Der Pianist Florian Hölscher studierte bei Robert Levin, Michel Béroff und Pierre-Laurent Aimard in Freiburg, Paris und Köln. Sein Repertoire umfasst Solo- und Kammermusikwerke aus dem 17. bis 21. Jahrhundert. Seit vielen Jahren widmet er sich mit Leidenschaft der Uraufführung neuer Werke. Dabei verbindet ihn eine intensive Zusammenarbeit besonders mit Marco Stroppa und Alberto Posadas, deren abendfüllende Solozyklen er jeweils für CD einspielte. Weitere Aufnahmen liegen etwa mit Solo- und Duowerken von Jonathan Harvey (ausgezeichnet mit dem Diapason d’or), mit Solowerken von Salvatore Sciarrino oder Werken von Schumann und E. T. A. Hoffmann vor.
Als Solist arbeitete er mit Dirigenten wie Peter Eötvös, Christopher Hogwood, David Zinman, François--Xavier Roth und Kent Nagano sowie mit den SWR Radio-Sinfonieorchestern Stuttgart und Baden-Baden/Freiburg, dem Tonhalle-Orchester Zürich, dem Netherlands Symphony Orchestra, dem Orchester der Staatsoper Stuttgart und dem Luzerner Sinfonieorchester.
Mit Soloprogrammen war er Gast bei Festivals wie Présences (Radio France, Paris), ECLAT Stuttgart, im IRCAM Paris, beim Bartók-Festival Szombathely, bei den Salzburger Festspielen, beim Heidelberger Frühling, beim Lucerne Festival, im Théâtre du Châtelet Paris, bei Wien Modern und in der Philharmonie Luxemburg. Er ist Gründungsmitglied des Ensemble Ascolta, mit dem er international konzertiert und ein Repertoire von über 300 Werken aufgebaut hat.

Florian Hölscher lehrte seit 2008 als Professor für Klavier- und Kammermusik an der Hochschule Luzern. 2018 wurde er auf eine Professur für Klavier an die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt berufen.

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Daniel Mattelé

Redaktionsleitung
PRO MUSIK MAGAZIN

Daniel Mattelé studierte Musik mit Hauptfach Harfe an den Musikhochschulen in Weimar, Detmold und München, wo er ein künstlerisches Diplom erwarb. Bis vor der COVID-19-Pandemie war er als freier Orchestermusiker tätig. Zusammen mit seiner Partnerin Laura Oetzel gibt er regelmäßig Kammermusikkonzerte als Harfenduo und betreibt den Blog dasharfenduo.de, auf dem über Themen aus der klassischen Musikszene berichtet wird. Schwerpunkte dieser Berichterstattung sind Beiträge über die #metoo-Bewegung sowie über Arbeitsbedingungen für Musiker:innen.

Bei PRO MUSIK baut Daniel als Mitglied der Redaktionsleitung das PRO MUSIK Magazin auf. Er ist Mitglied bei der Deutschen Orchestervereinigung (DOV) sowie im Verband der Harfenisten in Deutschland e. V.

Laura Oetzel

Redaktionsleitung
PRO MUSIK MAGAZIN

Laura Oetzel ist freie Musikerin und lebt in Köln. Sie studierte Harfe an den Musikhochschulen in Weimar und Rostock. Als Pädagogin wie als Künstlerin liegt ihr Schwerpunkt auf der Ensemblemusik. Sie leitet die Harfenklasse der Musikschule der Stadt Sankt Augustin. Als Künstlerin sie hauptsächlich unterwegs mit dem gemeinsamen Harfenduo mit ihrem Partner Daniel Mattelé. Neben ihren Konzerten betreiben die beiden den Blog dasharfenduo.de, auf dem über Themen aus der klassischen Musikszene berichtet wird. Schwerpunkte dieser Berichterstattung sind Beiträge über die #metoo-Bewegung sowie über Arbeitsbedingungen für Musiker:innen.

Laura engagiert sich für bessere Arbeitsbedingungen für freie Musiklehrende, sowohl an ihrer Musikschule als auch in der Landesfachgruppe Musik der Gewerkschaft ver.di. Für PRO MUSIK arbeitet sie in der AG Gleichstellung/Chancengleichheit und in der Redaktionsleitung des PRO MUSIK Magazins. Außerdem ist sie Mitglied im Deutschen Tonkünstlerverband und im Verband der Harfenisten in Deutschland e. V.

Melane Nkounkolo

Social Media Managerin

Seit Mitte November unterstützt Melane uns im Bereich Social Media. Als Social Media Managerin und Content Creatorin hat sie zuletzt für die Konferenz African Futures Cologne gearbeitet.

Neben Ihrer Tätigkeit für PRO MUSIK arbeitet die Aktivistin, Sängerin und Afrikawissenschaftlerin derzeit an ihrem ersten Studioalbum „Mirrors and Windows“. 

Auf ihrer Plattform @beautifulcolours_ diskutiert sie über Rassismus und Diskriminierung. Weitere zentrale Schwerpunkte ihrer Arbeit sind die Themen Entwicklungen von Gesellschaften, Musik und Kultur.

Kerstin Mayer

Projektleiterin Beratungsstelle

Seit ihrem siebzehnten Lebensjahr verbringt Kerstin Mayer viel Zeit bei Konzerten. Mehr als ein Jahrzehnt war sie dabei auch hinter den Kulissen aktiv. Anschließend arbeitete sie in diversen Medienunternehmen, bevor sie das Thema Kulturförderung kennen und lieben lernte. Sie verbrachte mehrere Jahre als Projektbetreuerin bei der Initiative Musik und übernahm danach die Leitung der Finanzverwaltung der Amadeus Antonio Stiftung, die Initiativen gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit supportet.
2020 machte Kerstin sich selbständig und berät seitdem Musikschaffende bei der Beantragung und Durchführung von Förderprojekten, gibt Workshops und Seminare oder
übernimmt Projektmanagementaufgaben. 2022 in den Vorstand des Bundesverband Popularmusik (BV Pop) gewählt. Darüber hinaus engagiert sie sich bei Second Bandshirt, einem Verein, der gespendetes Bandmerchandise verkauft und die Erlöse an
gemeinnützige Zwecke weitergibt und hat als neuesten Streich einen Popchor für Flintas gegründet.

Seit August 2023 ist sie Projektleiterin in unserer Beratungsstelle “Artist Elevator”.

Lukas Berg

Projektleiter Beratungsstelle

»Als ich anfing professionell als freier Musikschaffender zu arbeiten, habe ich ziemlich schnell gemerkt dass es eigentlich unumgänglich ist, sich Zunftintern zu organisieren, um Themen wie Arbeitsbedingungen, Rechte und Interessen der freien Musikschaffenden überhaupt effektiv angehen und vertreten zu können. Spätestens seit März 2020 jedoch ist klar geworden, dass es überlebenswichtig ist.«


Lukas Berg ist Schlagzeuger, Komponist und Produzent aus Köln. Er arbeitet national und international mit Künstlern unterschiedlicher Genres als Schlagzeuger, Multiinstrumentalist und musikalischer Leiter. Darüber hinaus produziert und arrangiert er für Live-Shows und Studioproduktionen und ist seit vielen Jahren als Musiker, Komponist und Produzent in verschiedenen Theaterproduktionen tätig. Seit 2020 lehrt er zudem an der Hochschule für Musik und Tanz Köln.

Louisa Halter

Geschäftsstellenleiterin

Louisa Halter [LILOU] ist Künstlerin, Songwriterin, Musikerin & Kulturmanagerin aus Köln. Sie spielt seit 2010 bundesweit Konzerte, hat Komposition an der Folkwang Universität der Künste Essen studiert und steht kurz vor Abschluss ihres Masters in Kultur- & Medienmanagement, den sie an der HfMT Hamburg, sowie der Sibelius Academy in Helsinki absolviert.

Seit Juli 2023 verbindet sie ihre vielfältigen Erfahrungen aus der Musikbranche in der Leitung der Geschäftsstelle von PRO MUSIK.

Daneben engagiert sie sich als Vorstandsmitglied im Verein musicNRWwomen* für Geschlechtergerechtigkeit und Sichtbarkeit von Frauen und weiblich gelesenen Personen in der Musikbranche.

Stephanie Dathe

Vorstand

Stephanie Dathe arbeitet & lebt in Leipzig, wo sie eine umfassende vertiefte musikalische Ausbildung an der HMT Leipzig absolvierte. Künstlerisch & pädagogisch arbeitet sie mit Tasteninstrumenten jedweder Form. Unter der Marke arssynerga betreibt sie eine Schule für musisch-ästhetische Bildung & produziert regelmäßig Musiktheaterstücke. Kenntnisse in Musikmanagement, BWL & MVM erwarb sie berufsbegleitend. Als soloselbständige Künstlerin & Musikpädagogin ist sie seit 2002 freischaffend tätig, & kreiert mit großer Vorliebe Crossover & open air – Projekte an ungewöhnlichen Orten. Als Vorsitzende des Berufsverbandes in Sachsen setzt sie sich seit 2005 leidenschaftlich für faire Vergütungen & musische Bildung ein, ihre Themenschwerpunkte bei Pro Musik. Das erste Papier zu Honoraruntergrenzen kam aus Sachsen im Jahr 2009. Seitdem wurde viel erreicht. Die Themen sind inzwischen bundesweit präsent.

Jeffrey Amankwa

Vorstand

»Während meiner Tätigkeit als freischaffender Künstler habe ich mich, besonders zu Beginn, oft mit vielen Dingen alleingelassen gefühlt. Vor allem hatte ich das Gefühl, die Entscheidungen der Politik hätten mit meinem Leben und Beruf wenig zu tun und könnten von mir noch weniger beeinflusst werden.

Durch die Arbeit bei PRO MUSIK möchte ich dabei helfen, jungen wie alteingesessenen Musiker*innen das Gefühl zu ersparen allein mit ihren Problemen und Herausforderungen zu sein.«

Jeffrey Amankwa arbeitet als freischaffender Sänger mit verschiedenen Bands unterschiedlicher Genres im In- und Ausland. Darüber hinaus ist er als Studio-Sänger tätig sowie an Produktionen für TV und Radio beteiligt.

Saskia Worf

Vorstand

Saskia Worf ist Musikerin, Instrumentalpädagogin, Arrangeurin und Autorin. Sie ist als freischaffende Musikerin mit Schwerpunkt Neue Musik und Kammermusik aktiv. Als Pädagogin unterrichtet sie Flöte, Klavier und Musiktheorie und hat einen Lehrauftrag an der Musikakademie Berlin für Berufsfeldkunde und Bewerbungscoaching. Daneben gibt sie Seminare an Hochschulen zum Thema Selbstmanagement. Neben ihrer künstlerischen und pädagogischen Tätigkeit betreibt sie den Blog und Podcast „Managemusik“, sowie den Podcast „Die Musikerschmiede“. 2022 veröffentlichte sie das Buch „Was machen Sie eigentlich beruflich?“ mit einem ehrlichen Einblick in die Musikbranche. 

Axel Müller

Vorstand

»Musiker:Innen werden in Deutschland von Politik und Gesellschaft geduldet – nicht geschätzt. Musik wird zwar gerne konsumiert, aber die Reputation der vielen Musikschaffenden ist gering. Die Pandemie hat nun nochmals verdeutlicht, wie wenig Kenntnis die Politik über unsere Lebenswirklichkeit hat und wie schlecht es um unsere soziale Absicherung steht. Ich hoffe, dass wir das Momentum der Krise nutzen können, um eine solidarische Stimme zu finden. Deshalb engagiere ich mich gemeinsam mit Gleichgesinnten für die Musikszene – Pro Musik.«

Axel Müller ist Saxophonist und Multiinstrumentalist. Nach seinem Popularmusikstudium im Hauptfach Tenorsaxophon an der Musikhochschule in Mannheim spielte er viele Produktionen als Orchestermusiker an Musicalhäusern und lehrte als Instrumentalpädagoge an Musikschulen Saxophon und Klarinette.

Er leitete eine Künstleragentur und war in diesem Rahmen als Booker &  Tourmanager europaweit tätig. Im Rahmen von Theater-, Variete- & Kleinkunstproduktionen ist Axel als Musical Director und Komponist aktiv.

Er tourt und recordet u.a. mit Gregor Meyle und Niedeckens BAP.

Als Studio- & Livemusiker ist er Teil der Fernsehproduktion „Sing meinen Song“.

Ella Rohwer

Vorstand

»Die Probleme der Szene der freien Musikschaffenden sind durch die Pandemie deutlich sichtbar geworden. Es gibt aber schon lange eine Diskrepanz zwischen Lebensrealität und Wahrnehmung durch die Politik. Ich engagiere mich bei PRO MUSIK, um diese Wahrnehmung zu verändern und dadurch die Arbeitsbedingungen in der Szene nachhaltig zu verbessern.«

Ella Rohwer ist klassisch ausgebildete Cellistin mit hybrider künstlerischer Identität im Bereich Pop, Crossover wie auch Theater und zeitgenössische Musik. Sie ist neben ihrer Tätigkeit als Live- und Studiomusikerin auch als Dozentin an der HfMT Köln – Wuppertal tätig und arrangiert und leitet Streichensembles in diversen Kontexten.

Wolf Simon

Schatzmeister

»Ich engagiere mich bei PRO MUSIK, weil die Lebenswirklichkeit sehr vieler Musikschaffender wirtschaftlich unsicher ist und sich die Rahmenbedingungen in den vergangenen Jahren tendentiell noch verschärft haben. Eine gemeinsame Stimme war einfach überfällig, und durch die Arbeit unseres Verbandes sind wir freien Musikschaffenden mittlerweile in der Politik, bei Veranstaltern und der Musikindustrie sehr sichtbar und präsent geworden. Zum Vergleich: Noch vor wenigen Jahren waren wir eine riesige Zahl an Einzelkämpfern und standen auf jeder Prioritätenliste ganz unten, was besonders in Zeiten der Corona-Pandemie viele existentielle Probleme und viel Leid verursachte. Und das, obwohl wir als freie Musikschaffende ein zentraler Teil der Veranstaltungsbranche sind, die wiederum einer der größten Wirtschaftsfaktoren Deutschlands ist. Mittel- und langfristig ist auch strukturell vieles verbesserungsbedürftig, etwa unsere soziale Absicherung – darum brauchen wir jetzt Solidarität und eine starke, gemeinsame Stimme.«

 

Wolf Simon ist Schlagzeuger und Fotograf, hat auf zahllosen Studioproduktionen und Hitsingles verschiedenster Genres mitgewirkt und ist seit vielen Jahren mit großen und kleinen Produktionen auf Tournee, seit 2021 mit Matthias Reim.

Von 2004–2015 unterrichtete er außerdem an der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf und am Institut für Musik der Hochschule Osnabrück. Seit 1997 arbeitet er auch als Musical Director.

Nina Graf

Vorstandsvorsitzende

»Musik ist Spiegel einer Gesellschaft und Klebstoff zwischen den Menschen. Dass Musikschaffende ihrer Arbeit würdevoll und fair bezahlt nachgehen können und wir eine vielfältige Kulturlandschaft genießen können, sollte daher viel mehr in unser aller Interesse sein als es oft den Anschein macht. Als DIY-Artist und Kulturpolitikerfahrene möchte ich vor allem für die U-Musik politische Vermittlungsarbeit leisten, um Arbeits- und Vergütungsbedingungen zu verbessern.«

Nina Graf, öffentlich vielleicht besser bekannt als Miu, brachte ihre Musik als DIY-Artist u.a. in die Charts und in den ARD Tatort

Darüber hinaus engagiert sie sich seit mehreren Jahren ehrenamtlich für die Interessen von Musikschaffenden. Ihr Know-How aus Musikpraxis und Marketing, u.a. erlernt an der HfMT Hamburg im Masterstudiengang „Kultur- und Medienmanagement“ hat sie zu einer gefragten Expertin für die Popmusikszene gemacht.

Christopher Annen

Vorstandsvorsitzender

»Mit Musik die Leidenschaft zum Beruf machen zu können ist wunderbar und sehr erfüllend. Gleichwohl muss diese Arbeit – wie alle anderen auch – gerecht vergütet werden. Mit meinem Engagement bei ProMusik hoffe ich einen kleinen Teil dazu beitragen zu können, dass die Musiker*innen in Deutschland gut davon leben können und sich noch mehr für diesen Weg entscheiden. Einer meiner Schwerpunkte ist die faire Vergütung aus dem Bereich Musikstreaming. Die Erlöse von Spotify und Co stehen viel zu oft in großer Diskrepanz zu den Streamingzahlen. Das muss sich ändern, wenn wir in Zukunft eine lebendige Musiklandschaft in Deutschland haben wollen.«

Christopher Annen (*1990) ist Gitarrist und Gründungsmitglied der Kölner Band AnnenMayKantereit. Mit ihnen hat er bis heute vier Studioalben veröffentlicht und hunderte Konzerte gespielt.

Neben der künstlerischen Arbeit betreiben AnnenMayKantereit ihr eigenes Label und seit 2021 ihre eigene Managementstruktur. Seit 2021 ist er Mitglied bei ProMusik und seit 2023 Vorstandsmitglied.