Köln, 03. Dezember 2025 – Der Verband PRO MUSIK wendet sich mit ernsthafter Sorge an die Öffentlichkeit: Die aktuellen Vereinbarungen zwischen großen Musiklabels sowie Streaming- und KI-Anbietern markieren einen Wendepunkt für die kreative und wirtschaftliche Basis vieler Musikschaffender – doch sie erfolgen bislang ohne ausreichende Transparenz und mit ungelösten Fragen zur Rechtsgrundlage.
In den letzten Monaten berichteten Medien darüber, dass die großen Majors – darunter Universal Music Group, Warner Music Group und Sony Music Group – gemeinsam mit dem Streamingdienst Spotify sowie KI-Unternehmen wie Suno AI bzw. Udio Lizenzverträge verhandeln, mit dem Ziel, den Einsatz von Musik zur KI-Modellentraining und zur Generierung neuer Werke auf eine vertragliche Basis zu stellen.
Gleichzeitig kündigte Spotify an, mit Labels und Rechtevertretern „künstler-zentrierte“ KI-Produkte zu entwickeln – mit Aussagen wie: „Copyright is essential. Musicians’ rights matter.“ Doch die Umsetzung bleibt vage, und viele Fragen sind offen.
Unsere Forderungen im Überblick
1. Volle Transparenz gegenüber allen Musikschaffenden
PRO MUSIK fordert, dass Rahmenbedingungen solcher KI-Deals öffentlich gemacht und nachvollziehbar offengelegt werden. Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass ein exklusiver Kreis von Großakteuren sich den Kuchen teilt, während die breite Masse der Kreativen, mit deren Werken ebenfalls KI-Tools trainiert wurden, außen vor bleibt und Bedingungen für KI-Nutzung bestimmt werden, ohne die Beteiligten einzubeziehen.
2. Keine Kopplung von Kompensation und Opt-In bei KI-Programmen
Für uns ist es entscheidend, dass eine Auszahlung oder Vergütung nicht davon abhängig gemacht werden darf, ob ein*e Musikschaffende*r einem speziellen KI-Programm aktiv zustimmt („Opt-In“). Es besteht die Gefahr, dass gerade jene, die nicht bewusst oder formell zustimmen, schlichtweg leer ausgehen – obwohl ihre Werke eventuell zur Datenbasis oder Produktion herangezogen werden können oder bereits wurden.
3. Gesicherte rechtliche Grundlage und faire Vergütungssysteme
Bisher ist unklar, auf welcher gesetzlichen oder vertraglichen Grundlage die künftigen KI-Nutzungen erfolgen sollen – etwa Training von Modellen, Generierung von Musik-Passagen, Nutzung von Stimmen oder Samples. Ebenso drängen wir darauf, dass das Vergütungssystem nicht rückwärts gewandt (als Nachzahlung) verläuft, sondern vorausschauend, fair und nachvollziehbar ausgestaltet wird – etwa höhere Transparenz bei Tracking von Nutzung und Verteilung.
4. Schutz aller Musikschaffenden – gesignt oder nicht
Die Entwicklungen dürfen nicht entlang der Achse „Major-Künstler*innen“ vs. „nicht major-gesignte/ungesignte Musiker*innen“ verlaufen. Alle Künstler*innen, Songwriter*innen und Produzent*innen müssen gleichermaßen in diesen Strukturwandel eingebunden werden – mit Aussicht auf faire Teilhabe und Mitsprache bei den Bedingungen.
Hintergrund und Bedeutung
Die Verhandlungen zwischen den großen Labels und KI-Anbietern wie Suno bzw. Udio gelten als potenzieller Präzedenzfall dafür, wie Musik künftig in der KI-Ära genutzt, lizenziert und vergütet wird. Gleichzeitig mahnen Fachtexte an, dass zwar große Deals gemeldet werden, die tatsächliche Wirkung für Künstler:innen jedoch noch unklar bleibt. Wenn hier nicht systematisch fair geregelt wird, drohen tiefgreifende Folgen für die Arbeitsrealität von Kreativen — darunter: unfaire Nutzung, mangelnde Vergütung, Einschränkung kreativer Selbstbestimmung.
Ausblick
PRO MUSIK wird die Entwicklungen weiter beobachten und erwartet von allen Beteiligten – Labels, Streaming- und KI-Anbietern, Politik und Verbänden – aktive Mitwirkung an einem inklusiven, transparenten und gerechten Regelwerk für die KI-Nutzung und -Vergütung im Musikbereich. Wir schlagen vor, eine Arbeitsgruppe einzusetzen, in der unabhängige Musikschaffende gleichberechtigt mitwirken, um Rahmenbedingungen und faire Teilnahmebedingungen mitzugestalten.
Für Rückfragen oder weiterführende Informationen steht PRO MUSIK gerne zur Verfügung.